Lievin van Lathem, in: "Wiener Stundenbuch der Maria von Burgund", 1470-75, Wien, ÖNB, Codex Vindobonensis 1857, fol. 33
Willem Vrelant, in: "Wiener Stundenbuch der Maria von Burgund", 1470-75, Wien, ÖNB, Codex Vindobonensis 1857, fol. 51

Tradition und Innovation in einer Handschrift
Von hier will der Schritt zu den trompe l'oeils nur mittelbar gelingen; leichter fällt es, eine kleine Gruppe ähnlich dynamisch gemalter Bordüren mit Akanthus und - meist grotesken - Figuren dem Blatt im Wiener Stundenbuch zuzugesellen; wichtige, zeitlich gut bestimmbare Beispiele stammen von 1482 und sind mit dem nach diesem Jahre benannten Meister von 1482 verbunden (siehe hier Dialogus creaturarum). Im Wiener Stundenbuch der Maria von Burgund stehen die drei Bildseiten übrigens ganz allein dar; in bemerkenswerter Weise drängen sich in diesem Kodex die besten älteren Hände der flämischen Buchmalerei aus den 70er Jahren: Willem Vrelant ist ebenso dabei wie Lievin van Lathem, die hier in anderen Lektionen behandelt werden. Dabei bietet das Wiener Manuskript ein umfassendes Beispiel für die gegen 1480 zu schönster Blüte gelangte Vielfalt des Buchdekors auch im Layout von Initialbild, Kleinbild, Kopfbild, Kalenderbild, Vollbild und Doppelseite aus letzterem mit Textanfang gegenüber.
     
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