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Simon Bening, in: "Blumenstundenbuch",
1520/25, München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 23637,
fol. 5v |
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Drôlerie und trompe l'oeil als Vorläufer
von Genremalerei und Stilleben
Simon Bening ist erst 1561 gestorben; er hätte somit schon die
ersten Gemälde des älteren Pieter Bruegel (um 1525/30-1569)
sehen können. Wer sich Benings Figuren mit den runden Köpfen,
sein Kolorit mit dem Schwerpunkt auf Blau, Rot und Weiß und
das Fortleben von Bildmotiven der Zeit um 1480 vor Augen hält,
mag in dem kleinteilig arbeitenden Miniaturisten einen rückwärts
gewandten Vertreter einer dem Untergang geweihten Kunst sehen. Doch
schon die Selbstporträts von 1558 ließen kreative Potenzen
erkennen, die weit über die Lebenszeit des Künstlers hinausgingen.
Schließlich ist nicht zu vergessen, dass der Begriff Miniaturist
die Buchmalerei um Jahrhunderte überlebt hat, indem er auf den
Beruf der in kleinem Format arbeitenden Porträtisten übertragen
wurde.
Die Geschichte der Kunstgattungen, wie sie ab 1648 etwa in der französischen
Akademie der Schönen Künste unterschieden wurden, greift
allgemein gern auf Phänomene der Buchmalerei zurück. So
versteht sich das Stillleben als Fortsetzung des flämischen trompe
l'oeil, und die Genremalerei wird schon 1578 von Blaise de Vigénère
in dessen französischer Bearbeitung der Icones des Philostrat
mit dem Begriff Drôlerie belegt, der viel besser auf die spätgotischen
Spiele mit der Bordüre passt. Mit Bordüren und trompe l'oeil
steht Bening sicher in der Entwicklung zum Stillleben, eher als Praktiker,
weniger als Erfinder. Dem derben drolligen Genre war er abhold; doch
gehören seine oft in der Literatur hintangestellten Kalendarien,
allen voran der Münchner clm 23638, zu den wichtigsten Vorläufern
der aus Monatsbildern entwickelten Genremalerei in Landschaft und
Interieur. |
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