Simon Bening, in: "Blumenstundenbuch", 1520/25, München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 23637, fol. 5v

Aufbau und Gestalt des Kalenders im Blumenstundenbuch
Von besonderem Interesse im Münchner Blumen-Stundenbuch ist der Kalender. Der Schreiber hat sich eigentlich bemüht, dem Kalender den denkbar schlichtesten Charakter zu geben: Nur sechs Blätter sieht er für die zwölf Monate vor; deshalb muss er jeden in zwei enge Spalten zwängen; das mindert die Lesbarkeit erheblich. Obwohl die Schrift gleichsam aus den Nähten platzt, umgibt sie der Maler noch mit vierseitigen Bordüren, dabei muss er mit der Rahmung des Textspiegels immer wieder einzelnen Buchstaben ausweichen.
In den von weiteren Leisten umrandeten Bordürenfeldern bringt er jeweils auf dem äußeren Randstreifen oben das Tierkreiszeichen von Wassermann bis Steinbock an; dafür bildet er ein kleines Medaillon, das er mit einer rotgrundigen Tafel bekrönt, die den lateinischen Namen des Sternzeichens trägt.
So unbequem der Raum auch ist, so geschickt setzt sich Simon Bening mit dem Problem auseinander, von der Basis der Bordüre, die er wie ein traditionelles Bas-de-page behandelt, in die schmalen vertikalen Streifen Landschaft einzubringen.
     
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