Wiener Meister der Maria von Burgund, in: "Das Stundenbuch des Engelbert von Nassau", 1475-80, Oxford, Bodleian Library, ms. Douce 219-220, fol. 133

Das Oxforder Stundenbuch des Engelbert von Nassau als Ausgangspunkt
Zumindest das Konzept von einem Meister als Urheber der für Gent-Brügger Handschriften seit der Regierung Marias charakteristischen Bordüren gilt heute nicht mehr. Das wichtigste Stück, von dem der Wiener Pächt während Krieg und Emigration seine Analyse aus gemacht hat, das Oxforder Stundenbuch für Engelbert von Nassau, einen der wichtigsten Gefolgsleute Marias und ihres Ehemannes, des Habsburger Maximilian I. (Bodleian Library, Douce 211-212), widerlegt schon die Vorstellung, auf einen Schlag sei die doppelte Illusion von über der Buchseite liegenden Blumen und in die Tiefe gehenden Bildern entstanden. Tatsächlich liegen alle oder wenigstens fast alle revolutionären trompe l'oeils in diesem Manuskript auf traditionellen Bordüren; das verraten kleine Buckel, die sich durch die Malfläche durchdrücken; denn sie stammen von Blattgoldformen, die zwischen Akanthus und Blumen älterer Konvention eingestreut gewesen waren. Erst bei einer gründlichen Revision des ganzen Buches ist somit die gültige Wirkung entstanden; das geschah nicht durch einen einzigen Maler, sondern durch zwei Meister, denen man beiden die Bezeichnung "Meister der Maria von Burgund" belassen hat. Doch nennt man den für die Oxforder Bilder Zuständigen nach einem großformatigen Wiener Stundenbuch für Maria oder ihren Vater Karl den Kühnen (Österreichische Nationalbibliothek, cod. 1857), den Bordürenmaler aber nach dem kleinen Berliner Stundenbuch der Fürstin (Kupferstichkabinett, 78 B 12), so dass nun der Wiener neben dem Berliner Meister der Maria von Burgund steht.
     
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