Berliner Meister der Maria von Burgund, in: "Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund", 1480-82, Berlin, SMPK, Kupferstichkabinett, Hs. 78 B 12, fol. 47v-48

Die Sonderstellung des Berliner Stundenbuches der Maria von Burgund
In dieser Hinsicht und auch in der ikonographischen Zuordnung stellt das Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund einen vielleicht entscheidenden Schritt dar. An ihm lassen sich gewisse Einsichten gewinnen, wie das Konzept des flämischen Stundenbuchs mit trompe-l'oeil-Bordüren und Doppelseiten aus Vollbild und Kopfbild oder Vollbild und Zierinitiale in gemeinsamer Bordüre entstanden sein mag.
Im Endergebnis wirkt die Berliner Handschrift zwar einheitlich; die einander gegenüberliegenden Zierseiten sind aber keineswegs nach ästhetisch schlüssigen Kriterien aufeinander abgestimmt. Das gilt für die Farben der Bordüren ebenso wie wenigstens im Marien-Offizium für die Bildthemen und das Kolorit der Miniaturen.
Der Kodex gehört wie manche flämische Stundenbücher der Jahrzehnte um 1500 zu den ausgesprochen textreichen Beispielen: An ein völlig unattraktives Kalendar schließen sich Horen für die Sieben Wochentage von Sonntag bis Sonnabend an: Trinität (fol. 13v/14), Tote (fol. 22v/23), Heilig Geist (fol. 31v/32), Alle Heiligen (fol. 39v/40), Altarsakrament (fol. 47v/48)Heilig Kreuz (fol. 56v/57) und Muttergottes (fol. 65v/66). Bordüren gleichen Ausmaßes, die weder von den Blumen noch den Farben her angeglichen sind, fassen das Vollbild auf dem eingeschalteten Blatt und den mit einer durchaus altertümlichen Initiale eröffneten Textanfang optisch zusammen.
     
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14