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Paramenten-Meister, in: "Très
Belles Heures de Notre-Dame", 1380-1407, Paris, Bibliothèque
Nationale, ms. n.a. lat. 3093, p. 181 |
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Jan van Eyck, in: "Turiner
Gebetbuch", 1417, 1425 oder gegen 1441, Turin, Biblioteca
Nazionale, K. IV. 29, fol. 24 |
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Polare Gegensätze aus verschiedenen Zeiträumen
in Miniaturen gleicher Thematik. Gefangennahme:
Der bislang beschriebene Interessenwandel zeigt
sich nicht zuletzt in zwei Bildern der Gefangennahme Christi. Ganz
auf die Kerngruppe konzentriert, vor rotem Mustergrund und mit einzelnen
landschaftlichen Versatzstücken ist die frühe Miniatur.
Die gesamte Szenerie ist einer alten Darstellungstradition verpflichtet,
die bereits im Stundenbuch
der Jeanne
d'Evreux um 1325/28 seitenverkehrt vorzufinden ist. Das zweite
Bild der Gefangennahme - bis auf ein kleines Fragment Opfer des Brandes
von 1904 - könnte unterschiedlicher kaum sein. Jan van Eyck setzt
die Kerngruppe um Christus, Judas, Petrus und Malchus an den Kopf
einer sich von rechts oben nach links unten gegen Leserichtung ziehenden
Menschenmasse. Die Distanz zum fernen und durch den Felsendom signifikant
wiedergegebenen Jerusalem wird durch die Anordnung von Vorder- und
Hintergrund auf zwei Hügeln und dem dazwischen liegenden Tal
mit sich in die Tiefe schlängelnden Wegen verdeutlicht. Die Entdeckung
der Tageszeit ist hinzugekommen: Die Gefangennahme geschah im Morgengrauen.
Noch ist es dunkel, flackernder Fackelschein beleuchtet differenziert
die Szene vorn, während sich am Horizont bereits die Sonne zeigt,
die den Himmel heller erscheinen lässt, die Wolken jedoch noch
in düsterem Schatten hält. |
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