Paramenten-Meister, in: "Très Belles Heures de Notre-Dame", 1380-1407, Paris, Bibliothèque Nationale, ms. n.a. lat. 3093, p. 42
Jan van Eyck, in: "Turin-Mailänder Gebetbuch", 1417, 1425 oder gegen 1441, Turin, Museo Civico, fol. 93v

Einführung:
Als "Très Belles Heures de Notre-Dame" wird das wohl bemerkenswerteste Stundenbuch aller Zeiten 1413 erstmals im Inventar des Herzogs Johann von Berry erwähnt. Mit ursprünglich über 700 Seiten sucht die Handschrift schon im Umfang ihresgleichen. Ihre Sonderstellung gründet jedoch auch in ihrer äußerst ungewöhnlichen Zusammenstellung von Texten, die sowohl ein Stundenbuch wie ein Missale bilden. Dazu finden sich zahlreiche seltenere Gebete und Sonderoffizien, während andere Standardelemente der Gattung schlicht weggelassen wurden. Auch der Missaleteil erstaunt durch ungewohnte Abfolgen der Texte, wobei das eigentliche Kernstück, der "Canon Missae", fehlen kann, weil das Buch für einen Laien entstand. Die Handschrift verfügt zudem über zwei Kalendarien, wobei nur einer zum ursprünglichen Bestand gehörte.
Das enorme kunsthistorische Interesse an diesem Werk hat jedoch andere Gründe: Zunächst beeindruckt die Handschrift durch ihren unerschöpflichen Reichtum an Malerei. Kern des Interesses und Ursache endloser kunsthistorischer Debatten ist vor allem die epochale künstlerische Entwicklung, die sich innerhalb weniger Jahrzehnte durch die Beteiligung mehrerer Generationen an dem Werk nachvollziehen lässt. Für dieses Seminar ist die Handschrift zunächst aufgrund der jüngeren Miniaturen relevant, die einen Glanzpunkt flämischer Buchmalerei darstellen. Zudem wird die Herkunft burgundischer Buchmalerei ersichtlich, denn der überwiegende Teil der Miniaturen ist im Stil ganz französisch.
     
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