Hauptstufen der Erschließung

Seit Paul Durrieu und Hulin de Loo die drei Einzelteile der Très Belles Heures de Notre-Dame in den Jahren 1902, 1911 und 1922 veröffentlicht hatten, blieb kaum ein Element kunsthistorischer Betrachtung in der Auseinandersetzung mit dem Werk unbestritten. Diskutiert werden mögliche Auftraggeber und spätere Besitzer sowie anlässlich einzelner Bildseiten das Text-Bildverhältnis und die ungewöhnliche Ikonographie. Entschiedener streitet man um Datierung und Zuschreibung der einzelnen Etappen der Ausmalung. So schwanken die Meinungen über den Beginn der Arbeiten an der Handschrift zwischen um 1380 (Hulin de Loo, Millard Meiss, Anne van Buren), um 1390 (Albert Châtelet) oder nach 1404 (Paul Durrieu, Jean Porcher, Eberhard König). Angesichts der späteren, niederländischen Miniaturen erwog man zunächst, Hubert und Jan van Eyck nebeneinander erkennen zu können




(Georges Hulin de Loo und eigentlich auch Paul Durrieu). Heute streitet man sich zwar nicht mehr um Hubert, dem keine Chancen mehr eingeräumt werden, umso mehr aber, ob Jan um 1417 (Volkner Herzner) oder vor 1425 (Anne van Buren, Albert Châtelet) allein an der Handschrift arbeitete, während seine Nachfolger erst zu viel späterem Zeitpunkt, gegen Jahrhundertmitte, die Ausmalung vollendeten oder ob Jan erst gegen 1440 jene Werkstatt leitete, die an der Handschrift über sein Ableben hinaus arbeitete (Eberhard König).
Dass keiner der beiden van Eycks an der Handschrift beteiligt war und die Bilder erst in deren Nachfolge bis in die 50er Jahre des 15. Jahrhunderts hinein entstanden sind, glauben die meisten Vertreter der Wiener Schule (von Max Dvorak bis Otto Pächt), aber auch wichtige belgische Forscher (Elisabeth Dhanens und Maurits Smeyers).
 
Die Benennung und der materielle Befund
Erste Schritte der Erschließung
Die Debatte um die frühen Bilder
Die Debatte um die eyckischen Miniaturen
 
 
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