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Barthélemy d'Eyck,
in: Boccaccio, "Théséide", um 1460,
Wien, ÖNB, Cod. 2617, fol. 14v |
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Intimität und Ungeduld
Eine ganz andere Abgeschiedenheit bezeichnet
hingegen das geradezu dramatische Dedikationsbild zur Wiener Theseide
(ÖNB, cod. ser. Nova 2617): Ins Schlafgemach einer vornehmen
Dame ist ein nobler junger Mann vorgedrungen. Noch hat er Sporen
an den Schuhen; nur den Hut konnte er rasch ablegen; die Tür
zu schließen, dazu ist er nicht gekommen; denn in eifriger
Hast will er das Buch in die richtigen Hände geben. Die gehören
einer Dame, die sich gerade majestätisch vom Fußende
ihres Bettes erhebt. Nicht nur dort hat sie gesessen als der Mann
eintrat; vorher scheint sie am Fenster verweilt und gewartet zu
haben, wie das verdrückte Kissen dort deutlich erkennen lässt.
Die Ungeduld des Herzens teilt sich hier mit.
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