Nicolas Oresme, "L'éthiques d'Aristote", Detail, vor 1380, Brüssel, KB, ms. 9505-6, fol. 1
Jean Bondol von Brügge, in: Jean Vaudetar, "Bible historiale", 1372, Den Haag, Museum Meermanno-Westreenianum, ms. 10B23, fol. 2
 


Intimität und Abgeschiedenheit

Neben solchen Bildern der offiziellen Präsentation des Werkes im Kreis von Hof und Öffentlichkeit kommt es seltener zu einer bloßen Darstellung des Autors, Schreibers oder Botens, der einer einzelnen Person den Band überreicht. Bei Karl V., der von Nicolas Oresme die Ethik des Aristoteles (Brüssel, KB, ms. 9505-6) erhält, mag die Disposition des Frontispizes in vier Teilbilder eine Rolle gespielt haben. Dabei ergibt sich die Möglichkeit, den Übersetzer und den Monarchen, von einem Höfling belauscht, zu zeigen. Daneben erscheinen König und Königin mit ihren Kindern als ideale Familie, während der Sinn des Buches die beiden unteren Miniaturen füllt.
Vielleicht um des Königs gelebte Abgeschiedenheit zu verewigen, hat man denselben Karl V. mit Jean Vaudetar allein gezeigt (Den Haag, Meermanno-Westreenianum, ms. 10 B 23). Einen prächtigen Band hat der vor dem König kniende Schreiber aufgeschlagen. Die damit sichtbare Doppelseite beiweist noch einmal: Bücher in Bildern zeigen nicht das Buch, das sie vorgeblich meinen: Statt die Herrschaft beim Entgegennehmen der Bibel erblickt man auf der ersten Versoseite Gottes Herrlichkeit in der Majestas Domini neben den französischen Anfangsworten zur Genesis "Au commencement créa dieu le ciel ...".

     
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