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Lievin van Lathem,
in: Aristoteles, "Secrets d'Aristote", um 1470,
Paris, BN, ms. fr. 562, fol. 7 |
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Meister der Privilegien
von Gent, in: Valerius Maximus, "Faits et dits mémorables",
um 1455, Paris, BN, ms. fr. 6185, fol. 1 |
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Zur Referenz auf Zeit und Raum
Um so erstaunlicher ist daher, dass die "Secrets d'Aristote"
des Herrn
von Gruthuuse auf fol. 7 die Überreichung des Originaltextes
durch Aristoteles
an Alexander
den Großen veranschaulichen. Zudem hat sich der Maler
hier bemüht, die zeitliche und geographische Distanz des Ereignisses
durch die Kleidung des Bildpersonals zu verdeutlichen. Bei der umgebenden
Landschaft hat den Künstler jedoch seine Ambition verlassen,
diese ist ganz flämisch und zeitgenössisch aufgefasst.
Grund mag auch hier wieder der Prolog sein, der nicht, wie sonst
üblich, mit Nennung und Ehrung des Auftraggebers der aktuellen
Übersetzung beginnt, sondern gleichsam eine Überlieferungsgeschichte
nachzeichnet, die mit dem frühesten Zeugnis des Textes einsetzt.
Der altertümlichere Meister, der für Philipp den Guten
ein Exemplar des Valerius
Maximus illuminierte, hat sich des Problems entledigt, indem
er schlicht beide Ereignisse im Frontispiz der Handschrift vereinte.
Scheinbar im gleichen Raum, durch Arkaden voneinander geschieden,
und doch hunderte von Jahren voneinander entfernt, ist dort auf
der linken Bildseite Valerius Maximus bei der Präsentation
seines Buches vor dem Kaiser zu sehen. Rechts hingegen überreicht
Simon
de Hesdin die Übersetzung des Textes an Karl V. von Frankreich.
Die zeitliche und geographische Ferne des Ereignisses links wird
wieder durch Kleidung und Mobiliar angedeutet, auch wenn die gemeinsamen
Bodenfliesen und die Fensterfront hinten jede Distanz negieren.
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