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Rogier van der
Weyden, in: Jacques de Guise, "Chroniques de Hainaut",
1447-48, Brüssel, KB, ms. 9242, fol. 1 |
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Meister der Privilegien von
Gent, in: Gilles de Rome, "De regimine principum",
1452, Brüssel, KB, ms. 9043, fol. 2 |
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Zum Problem von Vorlage und Wiederholung
Um so markanter verbindet sich die Autorschaft
für das Buch mit der Autorität des Fürsten; und fortan
bleibt das Motiv einer solchen Dedikation auch dann erhalten, wenn
weitere Exemplare entstehen, die nicht mehr in der Schreibstube
des Kompilators oder Übersetzers für den Fürsten
entstanden sind, der im Vorwort genannt wird, sondern nur noch einfache
Abschriften älterer Kodizes sind.
Ein erneuter Rückgriff auf das Eingangsbild der Chronik von
Hennegau sei hier gestattet: Der Meister der Privilegien von Gent
hat in seiner Kopie das Alter Karls von Charolais einem neuen Text
angepasst. Hier taucht das ungemein schwierige Problem der Vorlagen
für Buchmaler auf: Vielleicht hätte das veränderte
Alter Karls des Kühnen bei einer Abschrift desselben Textes
gar keine Rolle gespielt. Der Privilegien-Meister aber eröffnet
mit dieser Version der berühmten Dedikationsminiatur einen
neuen Text, das "De regimine principum" des Aegidius
Romanus (Gilles de Rome).
Dabei eröffnet sich ein Problem der Wiederholung: Wie bei Buchmalern
üblich löst sich die Bildformel von ihrer ursprünglichen
Zuordnung. Das unterstreicht den topischen Charakter des Widmungsbildes:
Es zeigt nicht anekdotisch, wie ein bestimmter Autor ein bestimmtes
Buch dem Herzog darbringt, sondern grundsätzlich, wie dem Herzog
Bücher präsentiert werden. Hätte es genaue Abschriften
und Kopien der Chronik des Hennegaus gegeben, wäre Rogiers
Miniatur dort für die unterschiedlichsten Auftraggeber wiederholt
worden.
Da sich der Herzog in der Miniatur gut getroffen fühlen konnte,
bot es sich an, die eine Formel auch auf andere Bücher/Texte
zu übertragen. Sie bleibt aber individuell an Philipp den Guten
gebunden. Für einen zweiten Auftraggeber kehrt sie nicht wieder,
nicht einmal in ungefährer Variante.
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