Boucicaut-Meister, in: Pierre Salmon, "Réponses a Charles VI" und "Lamentations", um 1409, Paris, BN, ms. fr. 23279, fol. 5


Zur Signifikanz der Dedikation

Formal nicht ganz unähnlich hat auch der Boucicaut-Meister bereits 1409 eine Dedikation ins Bild gebracht. Auch hier wird der Übergabe des Buches nur ein kleiner Teil des Bildfeldes zugestanden. Ansonsten wird Auskunft über jene räumlichen Zusammenhänge gegeben, in denen eine solche Übergabe vorstellbar ist. Der Saal ist eingebunden in den königlichen Palast, von den vorbeilaufenden Bürgern durch gleich zwei Mauern getrennt, wobei die Eingänge von bewaffneten Wachen kontrolliert werden. Geschäftiges Treiben der Dienerschaft bestimmt den Innenhof. Die Vorstellung einer Übergabe bei Nacht deutet bereits hier der bestirnte Himmel an.
Portraitzüge hat der Boucicaut-Meister in den individualisierten Gestalten Karls VI. und Johann von Berrys verwirklicht. Er schien sich seiner Sache jedoch noch nicht so ganz sicher zu sein. Durch Wiedergabe der Schwäne auf dem Gewand des Herzogs und der Lilien auf dem des französischen Königs erlaubte der Maler dem Betrachter mit dem alten Mittel der Heraldik eine unmissverständliche Identifizierung
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