 |

 |
Meister der Margarete
von York/Umfeld, in: Stundenbuch für den Gebrauch von Rom,
um 1480, Berlin, Privatbesitz, fol. 13v |
|
 |
Miniaturen und Bordüren
Der Bilddekor der Handschrift zeichnet sich aus
durch die ästhetische Spannung zwischen den Miniaturen, die noch
ganz den Geist von Malerei aus der Mitte des 15. Jahrhunderts atmen,
wenn auch die Landschaften weiter und luftiger geworden sind, und
den Bordüren, in denen sich schon jene Trompe-l'oeil-Kunst durchgesetzt
hat, die sich in ihren Anfängen mit den Werken der Meister der
Maria von Burgund verbindet. Weiche und liebliche Züge in frischer
Qualität bestimmen die Lichtdurchfluteten Bilder, die bis auf
die Miniatur zum Toten-Offizium im engsten Umkreis des Meisters der
Margarete von York, wenn nicht von diesem selbst geschaffen wurden.
Sie zeigen figurenreiche Szenen in weiten Räumen, großen
Interieurs oder atmosphärischen Landschaften. Die exquisiten
Farben des Künstlers, dessen Sinn für kräftige Kontraste
ebenso wie seine Lieblingsfarben Schwarz und Lachsrot, treten zurück,
so dass der stilistische Gesamteindruck noch an die Kunst Willem Vrelants
erinnert, mit dem wir uns in der nächsten Lektion beschäftigen
werden.
Gedrungene Figuren mit schweren runden Köpfen kennzeichnen jene
Hand, die im Bild zum Toten-Offizium
ihre Kunst versuchte. Die Figuren erstarren hier vor platter Fläche,
die eigentlich das Innere einer mehrschiffigen Kirche sein will.
|
 |