Innerhalb der Andachtsliteratur des späten Mittelalters kommt dem Stundenbuch als am weitest verbreitetem Buchtyp ein besonderer Stellenwert zu. Die Lektion "Grundelemente des lateinischen Stundenbuchs in Flandern" soll nach einer allgemeinen Einführung zunächst Einblick in den textlichen Grundbestand des Buchtyps, der sich in seiner Einteilung der Stundengebete an liturgischen Vorgaben orientiert, und auch in die ihm zugeordneten Bildfolgen geben. Als Ausgangsbeispiel dient ein um 1480 in Brügge entstandenes Stundenbuch des Meisters der Margarete von York.
Schon in Abfolge und Ausführlichkeit sind Abweichung oder Variation bei Texten und Bildern in dieser Gattung die Regel. Neben regionalen Abweichungen eignet sich das Stundenbuch, welches als Gebetbuch für den Laien bereits im 14. Jahrhundert ältere Buchformen wie den Psalter ablöst, für einen eher persönlichen, individuellen Zuschnitt. Zur Veranschaulichung dieser für das Verständnis des Stundenbuchs ganz wesentlichen Grundeigenschaft sind den jeweiligen Standardbildfolgen alternative Lösungen aus zwei weiteren flämischen Stundenbüchern beigefügt.