Meister der Margarete von York/Umfeld, in: Stundenbuch für den Gebrauch von Rom, um 1480, Berlin, Privatbesitz, fol. 87v

Text und Bild der Bußpsalmen
Mit dem Rezitieren des klassischen Sündenbekenntnisses, der Bußpsalmen, die die Tradition König David zuschrieb, wendete sich der Beter an Gott selbst. Auf die noch heute gültige Auswahl von sieben Psalmen (6, 31, 37, 50, 101 und 140 gemäß der Zählung der Vulgata) legte sich die Kirche schon früh fest. Ihr Gebrauch in der Liturgie ist ungemein vielfältig. Im Stundenbuch wird der alttestamentliche, christologisch gedeutete Text zum persönlichen Gespräch mit Gott.
Verschiedene Möglichkeiten zur Bebilderung der Bußpsalmen sind zu unterscheiden: In vielen Fällen eröffnet sie das Jüngste Gericht; ansonsten versteht sich die Themenwahl für die Eingangsminiatur in engem Zusammenhang zur allgemeinen Psalter-Illustration und verbindet sich folglich mit der Geschichte des Hirtenknaben David, der sich dem Riesen Goliath aus dem Philisterheer zum Kampf stellt, diesen besiegt, mit dessen abgeschlagenen Haupt vor den Jungfrauen von Jerusalem erscheint und in den Wirren der Herrschaft von König Saul durch Samuel selbst zum König gesalbt wird.
In einer Doppelrolle eröffnet somit meist ein Bild Davids die Bußpsalmen. Obwohl der König für deren Verfasser gehalten wurde, zeigen ihn die Miniaturen fast nie beim Schreiben, sondern verstehen ihn, wenn sie nicht seine Triumphe feiern, dem Textinhalt entsprechend als den Büßenden par excellence und damit als eine Art Prototyp auch für jene, die das Stundenbuch in der Hand haben und beten.

Exkurs: Die Bußpsalmen im Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund (N.Z.)
     
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