Meister des Girart de Roussillon (Dreux Jean?), in: "Chroniques de Jérusalem abrégées", kurz nach 1455, Wien, ÖNB, Cod. 2533, fol. 10v

Der Kodex
Äußerst ungewöhnlich ist bereits das Erscheinungsbild der Handschrift (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2533). Der Text und die 85 Bilder des schmalen Bandes sind quer zum Buchrücken angeordnet. In vier Spalten wurde links die Geschichte des Fürstentums Antiochia, rechts die der Grafschaft Edessa und in der Mitte das Hauptereignis und die Genealogie der Könige von Jerusalem angeordnet. Es handelt sich also um eine Parallelerzählung, die über die Seiten hinweg Kolumnenweise zu lesen ist, wobei eine Doppelseite jeweils eine dekorative Einheit bildet. Bildunterschriften und Inschriften in den zahlreichen Medaillons auf den die Kolumnen trennenden Zierleisten geben zusätzliche Informationen. Im formalen Aufbau des Kodex wurde die traditionell für dynastische Genealogien übliche Rollenform, die ebenfalls mit mehreren Kolumnen und Medaillons arbeitet, adaptiert. Den Charakter der Handschrift bestimmt die genealogische Abfolge der Könige von Jerusalem bei gleichzeitiger Illustration der bedeutendsten Ereignisse. In der Bebilderung wechseln entsprechend Herrscherporträts, meist in Medaillons, und szenische Ereignisbilder ab. Die Miniaturen werden dem Meister des Girart de Roussillon zugeschrieben.
     
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