Matutin Laudes Prim Terz Sext Non Vesper Komplet
  Der Bildzyklus des Marien-Offiziums  
  Wenn man einfach die Bildgelegenheit nutzte und Stationen aus Christi Kindheit aufeinander folgen ließ, dann musste die Heimsuchung direkt auf die Verkündigung folgen und wurde zum Erkennungsbild der Laudes. Zur Non erreichte der Zyklus die Darbringung im Tempel. Zur Vesper ist man gewöhnlich beim Geschehen um Kindermord und Flucht nach Ägypten angekommen. Ob nun das Verbrechen in Bethlehem oder die Heilige Familie auf der Flucht zur Vesper gezeigt wurde, hat wiederum keinerlei textlichen Grund, sondern hängt allein von der Region ab, aus der ein Stundenbuch stammt: In Frankreich übergeht man den Kindermord gern, um zur Komplet Marias Aufnahme in den Himmel zeigen zu können; in den Niederlanden hingegen findet die Marienkrönung meist nur   Platz, wenn man zur Komplet auf die Flucht verzichtet oder vor dem Advents-Offizium eine Bildgelegenheit schafft.
Freilich herrschte ein eigentümlicher Wildwuchs. So hat der Meister der Margarete von York in der vorliegenden Handschrift eigenartigerweise die Darbringung im Tempel dem Text entsprechend zur Komplet am Ende des Marien-Offiziums dargestellt. Simeons Lobgesang des "Nunc dimittis" findet jedoch gewöhnlich in Stundenbüchern an dieser Stelle keine entsprechende Darstellung im Bild. Doch handelt es sich eher um eine ungewöhnliche Verteilung der Bilder, deren Gegenstände nicht dem Text, sondern der gewohnten - nur eben aus den Fugen geratenen - Systematik folgen.
 
 
Exkurs: Das Marien-Offizium im Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund (N.Z.)
 
Exkurs: Das Marien-Offizium im Blumenstundenbuch des Simon Bening (N.Z.)
 
     
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