Stundenbuch für den Gebrauch von Rom, um 1480, Berlin, Privatbesitz, fol. 157v

Zur Bebilderung der Suffragien
Der Eingangstext, der die Taten der Heiligen schildert, auf die man sich im Abschlussgebet bezieht, kann unterschiedliche Form haben. Meist reicht eine knappe Antiphon; sie mag jedoch ersetzt sein durch gereimte Verse oder ausführlichere Lesungen, darin wird zuweilen kursorisch an bestimmte Ereignisse aus dem Leben der Heiligen erinnert. Man könnte meinen, deshalb schilderten Maler charakteristische Szenen aus Legende oder Martyrium. Doch wieder erweist sich der in Stundenbüchern kaum überbrückbare Gegensatz zwischen Text und Bild. Als Kurztexte, die üblicherweise im Gefolge des Toten-Offiziums auftreten, nehmen Suffragien in der gestuften Hierarchie der Textanfänge eine Nachgeordnete Stelle ein. Sie mit großen Bildern auszustatten, bedeutete einen ungeheuren Aufwand. Künstlerisch sind diese Bilder interessant, weil sie in aller Regel keine figurenreichen Szenen schildern, sondern zeigen, wie Buchmaler mit der Aufgabe umgehen, aus einer einzigen Heiligengestalt durch Beiwerk ein räumliches Bild zu machen. Im Stundenbuch des Meisters der Margarete von York waren für die Suffragien keine Bilder vorgesehen. Um dennoch einen Einblick in den unerschöpflichen Reichtum des Heiligenhimmels geben zu können, sei hier exemplarisch auf eine Handschrift verwiesen, bei der die Suffragien nicht nur eine zeitliche und geographische Zuordnung erlauben, sondern selbst eine persönliche, auf den ersten Besitzer konzentrierte Ausrichtung zeigen.

Exkurs: Die Suffragien im Berliner Stundenbuch der Maria von Burgund (N.Z.)
     
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