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Arbeitsgänge und Begriffe
Die verschiedenen Arbeitsgänge bei der Herstellung
von Büchern verlangen unterschiedliche Fertigkeiten; für
sie gibt es jeweils am alten Sprachgebrauch orientierte Begriffe,
die hier in Klammern beigefügt sind:
Als erstes mussten die leeren Blätter so eingerichtet werden,
dass Schriftfeld und Rand geschieden waren; danach waren die Linien
zu ziehen. Alle Seiten eines geplanten Buchblocks wurden so behandelt.
Rücksicht auf Bilder konnte man nicht nehmen. (Beim "Reglieren"
entsteht der Textspiegel mit den Zeilen)
Dann konnte die Schwarzschrift ausgeführt werden; sie hatte Räume
offen zu lassen, die Angaben zum Inhalt, Zierbuchstaben oder Bildfelder
erhalten sollten.
Zunächst wurde die Schrift jedoch in der Regel korrigiert und
mit farbigen Angaben zur jeweiligen Textsorte oder zum Inhalt ergänzt.
Frei gebliebene Räume für Initialen konnten ornamental gefüllt
werden. (Beim "Emendieren" verschwinden die Fehler, durch
"Rubrizieren" wird der Text erschlossen).
Buchstabenschmuck verband sich traditionell mit den Füllstreifen
für leer gebliebene Zeilenenden und mit der gesamten Randzier.
Deshalb wurde beides meist in gemeinsamen Arbeitsgängen erledigt.
Getrennt nach Techniken - Feder mit unterschiedlichen Tinten oder
Pinsel mit Gold und Farben - hat man solchen Schmuck ausgeführt
("Kalligraphie" ist als moderner Begriff für die Arbeit
mit Tinten nützlich; von "Illuminieren" sprechen die
zeitgenössischen Quellen bei Gold und Farben).  |
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Innerhalb der Buchstaben mochte man Platz lassen
für Bildmotive, auch am Rand ließ man zuweilen Partien
frei, die figürlich zu füllen waren.
Solche Elemente wurden im gleichen Arbeitsgang wie die Miniaturen
gemacht ("Historisieren" - "historier", "historiare"
- ist dafür der historisch angemessene Ausdruck).
Auf diese Weise entstehen reine Textseiten, die man nach Zeilenhöhe
benennt; sie erhalten Rubriken, deren Farben man notiert (obwohl von
rubrum = rot abgeleitet, können sie seltener auch blau, grün
oder golden oder auch nur schwarz oder farbig unterstrichen sein);
kalligraphische und gemalte Initialen, die man nach der Zeilenhöhe
und nicht nach Millimetern bemisst, gehen in ausstrahlende Ranken
oder Bordüren über, deren Ausbreitung man am Textspiegel
misst; historisierte Initialen und Bordüren sind davon zu unterscheiden.
Die Bilder ohne Buchstabencharakter bezeichnet man als Miniaturen
(obwohl der Begriff von der einfachsten Farbmarkierung im Schriftwesen,
der roten Mennige, lat. Minium, stammt). Zu unterscheiden sind "Vollbilder"
sowie die nach Zeilenhöhe zu bemessenden "Kopfminiaturen"
und die spaltenbreiten bzw. mehrkolumnigen Bilder. Von Miniaturen
spricht man unabhängig von der Größe; wegen des modernen
Sprachgebrauchs, der unter Miniatur etwas besonders Kleines versteht,
sollte man den Begriff "Miniaturseite" für "Bildseite"
vermeiden. |
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