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Pergament
Pergament ist von allen älteren flexiblen
Beschreibstoffen der widerstandsfähigste. Bei der Zubereitung
ergeben sich Probleme durch den Gegensatz von Fleisch- und Haarseite
und durch die Notwendigkeit, ein möglichst reines Weiß
zu erzeugen. Ziel war nicht die Herstellung der sprichwörtlichen
"Kuhhaut", sondern eines möglichst dünnen und
biegsamen Materials, das aber opak, also undurchsichtig bleiben musste.
Im griechisch-byzantinischen Raum verstärkte man diese Wirkung
oft durch den Auftrag von Kreide, was die Haltbarkeit von Farben beeinträchtigt.
Die meisten Fälle, in denen mittelalterliches Pergament heute
durchscheinend geworden ist, gehen auf Umwelteinflüsse späterer
Zeiten oder zu große Kühnheit bei der Bereitung zurück.
In der Entstehungszeit rechnete man mit opaken Blättern, nutzte
aber zuweilen das leichte Durchscheinen der Rückseiten, um beispielsweise
in Randstreifen Ornamente beidseitig nach ein und demselben Entwurf
auszuführen.
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Pergament konnte man grundsätzlich von allen
vierbeinigen Haustieren gewinnen. Die ausgewachsene Kuh und das Schwein
waren jedoch ebenso selten wie Katze und Hund (zumindest letztere
dienten für Schuhwerk). Schaf und Ziege, vor allem aber Lamm
und Kalb waren die wichtigsten Lieferanten; Kalbpergament als bevorzugtes
Material führte in den westlichen Sprachen Europas zu Bezeichnungen
wie vélin, vellum oder velino für die gute Norm eines
Buchpergaments. Extrem feine Pergamente regten an, von Jungfernpergament
oder von der Verwendung der Haut ungeborener Lämmer zu phantasieren.
Grob bearbeitete Pergamente lassen sich, zwar nicht so leicht wie
Leder, vom Augenschein, zuweilen vom Geruch her, einzelnen Tierarten
zuschreiben. Moderne Technik erlaubt, in aufwendigen Verfahren bei
feinsten Bereitungen nicht nur die Tierarten, sondern sogar Geschlecht
und ungefähres Alter zu bestimmen. |
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