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Die Miniaturen
des Breslauer Froissart wurden von drei qualitativ sehr unterschiedlichen
Werkstätten ausgeführt. Der über 100 Jahre umfassende
Abstand zu den geschilderten Ereignissen hat sich in den Bildern keiner
der beteiligten Maler niedergeschlagen. Sie zeigen ihre Protagonisten
in burgundischer Mode der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts,
und auch die sie umgebende Architektur entspricht - abgesehen von
wenigen Ausnahmen
- dieser Epoche. Die Sensibilität des Umgangs mit dem Text fällt
in der künstlerischen Umsetzung jedoch sehr unterschiedlich aus.
Zunächst ist davon auszugehen, dass die Illustratoren den zu
bebildernden Text nicht selbst gelesen haben. Sie entwickelten ihre
Bildideen aus mehr oder minder kurzen Bildanweisungen oder |
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Inhaltsbeschreibungen
des Textes und arbeiteten dabei mit traditionellen und standardisierten
Bildformeln. Da für den Breslauer Froissart keine Handschrift
gefunden werden konnte, die als Vorlage gedient hat und in den vier
Bänden Spuren von schriftlich niedergelegten Bildanweisungen
fehlen, muss davon ausgegangen werden, dass die Rubriken und unter
Umständen auch die Kapitelanfänge als Bildanweisungen oder
Inhaltsangaben für die Bilderfindungen herangezogen wurden. Ähnlich
stereotyp wie die Formulierungen in den Rubriken können daher
die Miniaturen aussehen.
Vergleichen Sie, indem Sie die oben stehenden Bilder anklicken. |
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