Jean Froissart, "Chroniques", Bd. IV, 1468-69, Berlin, SPK, Staatsbibliothek, Depot Brelsau 1, ms. Rehdiger 4

Von Buchbinder und -händler
Derartig vollendet, gelangten die losen Bögen, für den Buchbinder ausreichend in ihrer Abfolge markiert, in die nächste Werkstatt. Hier wurden die einzelnen Lagen geheftet und aneinander genäht, ehe sie je nach Gewicht des Auftrags Einbände unterschiedlicher Pracht erhielten. Die schönsten burgundischen Beispiele haben schwere Holzdeckel, um die Mitte des 15. Jahrhunderts vorzugsweise mit Samt, gegen 1500 hingegen zunehmend mit Leder bezogen. Nicht selten hat man den Inhalt des Buchs hinter Hornschildchen in Messingrahmen geschrieben. Schwere Messingbeschläge der Ecken und Mitten geben den Bänden buchstäblich noch mehr Gewicht; an ihnen sind Schließen befestigt. Monogramm und Devise, Wappen und emblematische Hinweise auf die Besteller oder Adressaten wurden gern in die Metallflächen eingraviert.
Den Beruf des Buchhändlers hat es schon gegeben; sofern er mit fertigen Büchern handelte, dürften das in der Regel ältere Bände gewesen sein; ein bedeutender Kenner der Materie, Fritz Bühler, schätzt deren Anteil am Umschlag von Büchern im 15. Jahrhundert auf mehr als 90 Prozent. Dass ein solcher Buchhändler selbst in Vorlage trat, um die ganze Abfolge bis zum fertigen Buch zu finanzieren, war sicher seltene Ausnahme; er wäre dann im Wortsinne "Verleger" gewesen (von: Geld vorlegen). Selbst die Buchdrucker sollten noch für Jahrzehnte darauf verzichten, fertige Bände, lesbar rubriziert, illuminiert und gebunden zu produzieren.
     
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