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Etappen
der Ausmalung
Die Malerei selbst erfolgte, soweit sie in Buchmalerfarben ausgeführt
wurde, in vielen Schichten. Man ging von den Gründen aus, überstrich
sie zunächst ohne große Sorgfalt, um mit den danach aufgetragenen
Farben Form und Kolorit, Stofflichkeit und Lichtwirkung herauszuarbeiten.
Da man die Blätter auf schrägen Pulten und nicht liegend
bemalte, setzte man zur Vermeidung von Farbtropfen auf schon fertige
Partien oben ein, so dass unvollendet gebliebene Malerei zuweilen
nur im Himmel farbig behandelt ist. Alle komplizierteren Aufgaben
hob man bis zum Schluss auf, um zu vermeiden, dass Fehler, die sich
beim einfachen Zustreichen der Flächen ergeben mochten, arbeitsintensive
Partien nachträglich beeinträchtigen. Deshalb wurden Figuren
zunächst ausgespart; |
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und auch innerhalb der
Gestalten schritt man von den großflächigen Gewändern
zu den Gesichtern als der größten Herausforderung für
die Maler vor. Bildränder sind immer, markante Konturen zuweilen,
mit abschließenden Tintenlinien verstärkt worden. Die gesamte
Arbeit bis zu diesem Punkt erfolgte in aller Regel vor der Bindung.
Für das Schreiben waren die Lagen zwar meist schon gefaltet;
da man für die Arbeit mit der Farbe die Bögen aber durchaus
wieder auseinander nehmen konnte, stand den Kalligraphen, Illuminatoren
und Buchmalern der spätere Zusammenhang ihrer Beiträge im
gebundenen Buch oft gar nicht vor Augen: Nicht immer hatte man deshalb
die endgültigen Doppelseiten im Blick; noch seltener wird ein
Maler für eine Illustration den Text gelesen haben, dem seine
Miniatur vorangestellt wurde. |
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