 |

 |
"Chronik van Vlanderen",
Brügge, Openbare Bibliotheek, ms. 437, fol. 335v |
|
 |
Burgund und die Habsburger:
Empört über den Mord an seinem Vater,
der freilich nur auf dessen Untaten gegen Konkurrenten um die Macht
in Frankreich antwortete, schlug sich Philipp der Gute für lange
Zeit ganz auf Englands Seite. Mit dem Invasionsheer verbündet,
herrschte er eine Weile in Paris. Doch gegen den wachsenden Druck
aus Frankreich, dessen Königtum sich schließlich konsolidierte,
half ihm und seinem Nachfolger Karl dem Kühnen nur, sich stärker
mit dem deutschen Reich zu verbinden. Des untätigen Kaisers Friedrich
III. tüchtiger Sohn
Maximilian wurde mit Maria,
der Erbtochter Karls des Kühnen, vermählt, in der Hoffnung,
auf diese Weise das einzigartige Mittelreich zum neuen Machtzentrum
europäischer Politik machen zu können. Doch 1477 fiel Karl,
der letzte Burgunderherzog, in der Schlacht bei Nancy; schon vorher
war er bei Grandson und Murten empfindlich geschlagen worden, von
den Schweizer Eidgenossen, deren gerade aufkeimende neue Staatsidee
dem feudal verstandenen burgundischen Konzept und dessen Ritterheer
epochal überlegen war.
1482 starb dann auch Maria von Burgund bei einem Reitunfall; und Maximilians
Kampf um das burgundische Erbe begann. Die französischen Lehensgebiete
gingen weitgehend verloren; doch gelang es, von der Freigrafschaft
bis nach Holland ein habsburgisches Gouvernement zu errichten, dessen
Hof in Mecheln unter Philipp
dem Schönen und Margarete
von Österreich sogar den Prunk der Herzöge übertreffen
sollte. Noch Kaiser Karl
V., in dessen Reich, wie er selbst gesagt haben soll, die Sonne
nicht unterging, sah sich am ehesten als Burgunder, wenn ein solcher
Dynast überhaupt noch einer Region zugehörte. |
 |