Martin le Franc, "Le Champion des dames", 1451, Paris, BN, ms. fr. 12476, fol. 1v

Ideologisches Selbstverständnis:

Politische Visionen wollte man durch entschiedenen Rückgriff auf alte Tradition legitimieren, welche Antike und Christentum sowie die höfische Kultur des Mittelalters miteinander vereinen sollte. Man sah sich als Vertreter einer Ritterschaft, die sich am Gideon der Bibel orientierte, und der exklusivste Orden der Zeit verdankt sowohl seinen Namen wie seine Ideologie der antiken Sage von Jason und dem Goldenen Vlies. Die Burgunderherzöge wollten als vornehmste unter den Fürsten Europas einen neuen Kreuzzug anführen, um Konstantinopel und das heilige Land vom Türken zu befreien, und unter dem Zeichen des Goldenen Vlieses gründete Philipp der Gute 1430 einen Ritterorden von beispielloser Pracht und Macht. Tatsächlich aber bewegte sich die Herrschaft in der ständigen Spannung zu jenen Kräften, die ihr Reich erst stark machten. Es brauchte die Tuchweber, um all die Prunkgewänder überhaupt erst zu weben; deren Wirtschaftskraft finanzierte die Schlagkraft des Heeres. Bürgerliche Innovation stand dem geradezu archaischen Anspruch des Herzogshauses gegenüber.
     
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