Das Berufsbild des Konzeptors
Ins Berufsbild dieser Leute mischen sich verschiedene Elemente: Sie stammen alle aus dem Umfeld von Schreibern; sie sind aber keine Kopisten, sondern kommen grundsätzlich als Übersetzer, Bearbeiter, ja sogar als Autoren in Frage. Ihr wirtschaftlicher Erfolg hängt vom kodifizierten Endprodukt ab, nicht von der intellektuellen Leistung, nur einen Text redigiert zu haben.
Nach der alles entscheidenden Auswahl des angemessenen Textes, den sie entweder fremder Quelle entlehnen oder weitgehend selbst konzipieren, sind sie auf vernünftiges Pergament, verlässliche Kopisten, gute Korrektur und Rubrizierung, ansprechenden Dekor und treffende Miniaturen in einem würdigen Einband angewiesen.
Sie vollziehen die Präsentation der Dedikationsexemplare, nachdem sie während der Herstellung für die Qualität sorgen mussten.
Dabei dürften sie an den entscheidenden Stellen eingegriffen haben:


Sobald sie für einen konkreten Adressaten wie beispielsweise im Auftrag Philipps des Guten arbeiteten, konnten sie wohl von einem Budget ausgehen, das den Aufwand des ganzen Projekts festlegte. Schon Format und Einrichtung der Seiten, Wahl der Schrift und der Zeilengröße waren ebenso ihre Sache wie die hierarchische Gewichtung der Incipits durch Initialschmuck unterschiedlicher Größe. Um das Verhältnis von Text und Bild sinnvoll definieren zu können, mussten sie auch dann mit dem Text vertraut sein, wenn sie ihn nicht selbst redigiert hatten. Sie allein konnten die Orte für Bilder im Textverlauf, deren Maße in der Gewichtung des Ganzen und die Bildinhalte bestimmen. Somit erschlossen sie durch die Bebilderung als hierarchisches System den Text und definierten, welche Darstellungen zu welchen Geschehnissen am ehesten den Ansprüchen jener Fürsten entgegen kamen, in deren Dienst sie selbst standen und zu deren Vergnügen und für deren Prätention die Bücher entstanden sind.
     
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