Jean Fouquet, in: "Statuts de l'ordre de Saint Michel", 1470, Paris, BN, ms. fr. 19819, fol.1

Funktion:

Der Orden vom Goldenen Vlies ist dem 1349 gestifteten, gleichfalls 24 Mitglieder zählenden englischen Hosenbandorden vergleichbar. Der Unwillen Philipps, diesem nach mehrmaliger Aufforderung beizutreten und sich damit endgültig an den englischen König zu binden, bildet sicherlich einen Grund für die Gründung einer eigenen Ordensgemeinschaft; dem burgundischen Vorbild folgten König René von Anjou mit dem Halbmondorden (1448) und König Ludwig XI. von Frankreich mit dem Michaelsorden (1469), beide ebenfalls mit 24 Rittern. Über das mit der dynastischen Eheschließung des Herzogs verbundene Symboldenken und den Wunsch nach einer Neubelebung des Ritterideals hinaus wurde Herzog Philipp bei seiner Ordensgründung wohl von der Sorge um die Integration des hohen Adels in den neu erworbenen Ländern (Namur, Hennegau, Holland, Seeland) und dem Bedürfnis, der Größe seiner Dynastie Ausdruck zu geben, geleitet. Die politische Rolle des Ordens war dennoch insgesamt wohl weniger bedeutend als sein Symbolwert.
Die Zahl 24 erklärt sich aus der Anzahl der Apostel; deren Zwölfzahl, die auch bei Mönchsorden wie den Cluniazensern eine große Rolle spielt, wird verdoppelt. Ähnliche Tendenzen lassen die Kartäuser erkennen; in der Stiftung Philipps des Kühnen in Champmol wurde die eigentlich kanonische Zwölfzahl auch auf 24 verdoppelt.
     
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